Mittwoch, 2. September 2015

Paten, Betreuer & wie man sie sonst noch nennen mag

Vielleicht habt ihr lieben Leser aus meinem letzten Eintrag schon herausgelesen, dass ich den Paten/Betreuern der Organisationen ziemlich kritisch gegenüberstehe und meine Wahl der Organisation ziemlich davon abhängen wird, wie das Konzept hinter diesen, wir nennen sie jetzt einfach mal Betreuer, ist.
Für die, die sich unter den Betreuern nichts vorstellen können; es sind ganz einfach Leute, die von der Organisation angestellt sind und in den entsprechenden Ländern und Regionen positioniert. Sie kümmern sich um die Schüler in den ihnen zugeteilten Bereichen. Wenn also fest steht, in welche Gastfamilie du kommst, wird dir dort dein Betreuer zugewiesen. Das sind, wie jede Organisation verspricht, immer super-duper geprüfte Leute, die unglaublich hilfsbereit sind und von ihnen sorgfältig ausgewählt wurden. Die Wahrheit sieht leider anders aus. Denn vor allen Dingen in den großen Organisationen, die in gefühlt jedem Land der Erde Auslandsjahre anbieten, muss es massenweise solche Betreuer geben. Schließlich reicht nicht einer pro Land, sondern man braucht allein in den Staaten der USA mehrere pro Staat. Jetzt kann man sich vorstellen, wie viele Betreuer alleine für die USA zusammenkommen und dann ja noch die aus allen anderen Ländern dazu. Es ist ja schön und gut, dass es in den USA nicht nur einen Betreuer pro Staat gibt, aber wie können denn die tausend Betreuer der Organisation alle noch richtig geprüft werden? Zudem "Betreuer-Sein" nichtmal deren Beruf ist, sondern eher ein kleiner Nebenjob, zu dem Hauptberuf dazu.
Man hört immer wieder, dass die Betreuer doch nicht so hilfsbereit sind, wie es in den Broschüren angegeben ist. Kein Wunder, finde ich. Denn natürlich macht es viel Arbeit, eine neue Familie zu suchen. Sich überhaupt mit dem Gastschüler zusammenzusetzen. Es wäre doch viel einfacher, würde er in seiner Familie bleiben und alles wäre gut. Einerseits kann ich das nachvollziehen - ich bin mir sicher all diese Leute haben auch einen netteren Zeitvertreib, als die Pflichten rund um den Gastschüler -, andererseits ist das deren Job. Sie kriegen Geld dafür. Wollen sie das nicht tun, dann sollen sie kündigen und sich außerdem vorher gründlich überlegen, ob sie überhaupt die Verantwortung und Pflichten als Betreuer auf sich nehmen wollen. Denn auch wenn es für sie nichts besonderes ist, ein Gastschüler, der sie sicherlich nicht aus Langeweile anschreibt, braucht Hilfe. Wenn es mit der Familie nicht passt, oder man dort regelrecht rausgeschmissen wird, dann geht das so nicht. Und die Organisation, also indirekt auch die Betreuer, sind in der Pflicht, diese Hilfe zu gewährleisten.
Viel zu oft hört man aber, dass diese Betreuer dazu nicht unbedingt die größte Lust verspüren. Was mir wiederum ziemlich Angst macht. Denn ich bin niemand, der auf seine einzige Stütze verzichten möchte.
Was schließe ich daraus? Ich achte bei der Wahl der Organisation ganz explicit auf eine Sache; die Größe. Da ist mir eine kleinere Organisation lieber, die statt in zwanzig nur in zehn Länder vermittelt und, da ich ja definitiv nach England gehen werde, gerne auch ihr Hauptaugenmerk auf England liegen hat.
Mir sind zwei Organisationen sehr ins Auge gesprungen. Die eine hat ihren Hauptsitz in England, beziehungsweise kommt auch aus England, und somit wirklich viele, festangestellte Leute vor Ort, wo die reelle Chance besteht, dass diese wirklich "ausgewählt" und nicht nur "genommen" wurden. Die andere nimmt pro Jahr nur wenig Schüler in ihr Programm auf, sodass die einzelne Betreuung mehr in den Fokus rückt.
Ich weiß nicht, ob euch dieser Gedankenstrudel etwas gebracht hat, aber ich wollte euch einfach mal einen Gesichtspunkt meiner Organisationenwahl genauer beleuchten. (Hierzu wird allgemein noch ein kürzerer Beitrag folgen).

Dienstag, 1. September 2015

Travel The World And The Seven Seas?

Nun, dieser Titel mag wahrlich etwas übertrieben wirken, und er ist es auch, allerdings beschreibt er meine momentane Situation ganz gut. Ich stehe vor der großen Frage, ob ich ziemlich genau in einem Jahr, nämlich dann, wenn ich sonst in meiner Schule die 10. Klasse absitzen würde, nicht viel lieber in einem fremden Land, eine fremde Schule besuchen möchte. (Und dafür 10.000€ ausgeben möchte.)
Wie unschwer zu erkennen geht es um ein Auslandsjahr. Von dem ich noch nicht weiß, ob ich es antreten soll, oder doch lieber in meinem warmen, gemütlichen und vor allen Dingen wohlbekannten Nest hocken bleiben soll.
Ich möchte euch zunächst einmal meine Gründe für dieses Auslandsjahr nennen. Da wäre zunächst einmal natürlich das Interesse an der fremden Kultur. Auch wenn ich, falls es zu diesem Auslandsjahr kommt, nach England gehen werde, und die Differenzen zu Deutschland wohl noch in einem relativ kleinem Rahmen liegen, wäre es eine fremde Sprache und ein sicherlich sehr anderer Lebensstil. Das Wetter ist ja ähnlich wie in Hamburg, auch wenn ich jenes sicherlich nicht vermissen würde. Aber wann werde ich schon noch einmal die Chance bekommen, auf eine andere Schule zu gehen? In der Schule und in den Familien kriegt man unheimlich viel von dem Leben mit, ich glaube das ist nochmal was anderes als Freiwilligenarbeit nach der Schule, oder auch Work & Travel. Einfach weil man wirklich mitten drinsteckt und gezwungenermaßen nicht auf diesem fremden Land lebt, sondern auch mit diesem fremden Land lebt.
Mal abgesehen davon, dass ich das englische Schulsystem sehr interessant finde, ein gutes Englisch mir in meiner weiteren Schullaufbahn sicherlich behilflich wäre und ich gerne in einer fremden, richtig englischen Familie leben würde.
"Wieso machst du es dann nicht einfach?", mag sich nun der ein oder andere fragen. Ich muss gestehen, ich frage mich das auch. Nicht nur manchmal - in letzter Zeit quasi den ganzen Tag. Vor einem halben Jahr war ich sogar noch der festen Überzeugung, den Schritt zu wagen. Heute nicht mehr. Denn was passiert, wenn die Familie doch nicht so herzlich ist, und dort Differenzen entstehen? Man hört nicht selten, dass die Familie gewechselt werden muss, was für mich erst einmal unheimlich schwer wäre, weil ich mir gerne selbst die Schuld gebe und mich in solch einer Situation gerne einfach in meine Ecke verkrümle, und überlege was ich falsch gemacht habe. Dann müsste ich der Familie sagen, dass ich wechsel möchte. Dann müsste ich das den Betreuern - von denen man ja auch sehr oft hört, dass sie nicht die Besten sind und alles andere als "immer für dich da" - mitteilen. Eine neue Familie müsste gesucht werden. Purer Stress für mich und definitiv etwas, an dem ich lange zu knabbern hätte.
Aber was ist, wenn ich keine Freunde finde? Ich bin ein ziemlich schüchterner Mensch, der erst richtig aufblüht, wenn ihm vollstes Vertrauen und Herzlichkeit entgegengebracht wird. Sonst bin ich schweigsam, tendiere zu knappen Antworten und halte mich immer im Hintergrund. Ich bin niemand, der es schafft, auf andere zuzugehen. Irgendwie habe ich Angst, dass ich dann ganz alleine dastehe und niemanden hat, der mir in diesem fremden Land irgendwie eine Stütze wäre.
Das beides sind Dinge, die mich sehr belasten würden. Ich habe Angst davor. Einfach weil es für mich nichts schlimmeres gibt, als einsam zu sein, ich aber auch nicht in der Lage bin, es zu ändern. Wenn eine Wolke die Sonne verdeckt, kann ich mich nicht einfach woanders hinstellen, wo die Wolke nicht existiert. Um das mal bildlich darzustellen.
Ich habe hier eine Familie, die mir Sicherheit gibt. Ich habe hier Freunde und ich habe eine Reitbeteiligung auf einem Pony, die ich für dieses Jahr aufgeben müsste und nicht weiß, ob ich sie je wieder bekomme. Ich habe Freunde, ein wunderbares Orchester und eine wunderbare Stallgemeinschaft. Die ich alle für zehn Monate zurück lassen müsste, immer mit dem Risiko, dass es mir nicht einmal gefällt.
Und zu guter letzt wäre da noch die Finanzierung. Der Spaß kostet zwischen 7.000€ und 10.000€ (auf England bezogen), und das ist nichts, was meine Eltern so eben mal aus dem Ärmel schütteln. Mit Kredit wäre es möglich, aber ich weiß dass sie Abstriche machen müssten. Wenn es dann nicht klappen würde, wäre das Geld weg, meine Eltern und ich sehr frustriert und ich hätte nichts davon gehabt, außer eine Erfahrung mehr fürs Leben,
Andererseits merke ich in letzter Zeit, dass ich auf der Stelle trete. Ich würde gerne so viel an mir ändern, aber ich komme nicht aus mir raus. Meine Freunde rutschen immer mehr von mir weg und ich kriege es einfach nicht hin, sie festzuhalten. Stattdessen mache ich mir selbst Vorwürfe und verschwinde in meiner eigenen Welt. So ein Auslandsaufenthalt würde meinem Selbstbewusstsein mit Sicherheit sehr, sehr gut tun. Vielleicht eine Investition für die Ewigkeit. Ich glaube ich brauche diesen Sprung, um einmal komplett neu anzufangen und mich somit weiterentwickeln zu können. Ich habe nur viel zu viel Angst davor, nicht aufgefangen zu werden...