Donnerstag, 24. August 2017

Fünf Tage auf dem Dolomiten Höhenweg Nr. 1

Hallo meine Lieben,
wie vielleicht einige von euch wissen war ich im Urlaub, und zwar in Italien. Eine Woche wandern und eine Woche entspannen am Gardasee, definitiv eine gute Mischung. (:

Fünf Tage waren wir auf dem Dolomiten Höhenweg Nr. 1, wovon ich euch jetzt genauer berichten werde. Er ist definitiv zu empfehlen, ich glaube ich bin nie auf einem durchgehend so gut befestigtem Wanderweg gewandert wie dort - auch wenn man ein paar mehr Wanderer trifft als bei unseren bisherigen Hüttentouren in den nördlichen Alpen (wir müssten beide frühzeitig wegen heftigen Gewittern abbrechen - ein weiterer Vorteil an den Dolomiten; das Wetter ist hier tendenziell schöner.)
Jedenfalls bin ich sehr froh, endlich mal eine Hüttentour wie geplant beenden zu können und ja, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. <3




Tag 1
Los ging es am Pragser Wildsee. Wir sind hier wunderbar mit dem Bus hingekommen - wie viele andere auch - waren aber zugegebenermaßen auch ziemlich fasziniert vom Panorama, was sich dort bot. Der See ist wunderschön, türkisblau, ein wenig Nebel darüber, die Berge im Hintergrund... Nach ungefähr zehn Minuten waren die vielen Touristen aber auch schon wieder weg, weil wir unseren Wanderweg betreten haben. Die meisten machen dann halt doch nur eine Tour um den See, aber für uns ging es heute hoch hinaus; nun hieß es: steil berg hoch. 900 Höhenmeter, und zwar nicht "immer mal wieder hoch und dann wieder entspannt runter" sondern "900 Höhenmeter auf 5 km konstant berghoch". Die Wanderer unter euch mögen wissen, dass das auf Dauer doch recht anstrengend ist.




Ich bin ja absolut kein Frühstücksmensch und wenn ich dann auch noch einen 12 kg schweren Rucksach mit mir rumschleppe (und berghoch ein vergleichsweise hohes Wohlfühltempo habe, was aber auch echt anstrengend ist), brauche ich schnell eine Pause und ganz schnell viel Energie. (Hierfür empfehle ich übrigens Bananen, die kommen bei mir am schnellsten an.) Ich empfehle übrigens auch, die zu essen bevor es zu spät ist, zitternde Beine habe ich persönlich nur bergab, und die Stellen wo es bergab ging, waren hier sehr begrenzt, von daher hab ich mal wieder viel zu spät was gegessen. Nicht allzu empfehlenswert, also; liebe Leute, esst bitte früh genug wieder was.




Nach drei Stunden seeehr anstrengender Wanderung wurden wir dann endlich belohnt, es hieß; Hütte in Sicht. Danach ging's nur noch ein paar Meter bergab und dann waren wir endlich da. Ich muss sagen, dies war mit Abstand die anstrengendste Etappe, vielleicht auch, weil ich so ein Gewicht auch noch nie vorher lange getragen habe. Andererseits war es an den anderen Tagen auch nicht weniger, und wir haben teilweise mehr Höhenmeter gemacht. Na ja, wir sind ja angekommen, und zwar auf der wunderschönen Seekofelhütte (2327m).


Kaum waren wir oben hat es übrigens angefangen zu schneien, wir sind gerade so im trockenen angekommen. Da hat sich das frühe Aufstehen echt gelohnt, denn wenn eins keinen Spaß macht, dann wandern im Regen.

Die Seekofelhütte war mit Abstand die... ursprünglichste auf unserer Tour. Keine Dusche, "Hockklos" und keine Heizung. Gut, es war arschkalt und ich hab in Skiklamotten geschlafen, aber man darf da oben auch echt keine Sternehotels erwarten und für mich macht vielleicht gerade dies den Charme einer Hüttentour aus. (Kleine Anmerkung vorweg, diese war die luxuriöseste die wir je hatten, die anderen Hütten waren alle echt gut ausgebaut und auch vergleichsweise gut zu erreichen [ist auch ganz schön, kein 6 Wochen altes Brot zum Frühstück zu haben, weil die Hütte nur einmal in der Saison per Hubschrauber beliefert wird, jaaa, auch das hatten wir schon]). 

Irgendwie liebe ich den Flair auf den Hütten. Abends war gute Stimmung, es wurden italienische Opern mit seeehr viel Emotionen gesungen, ich habe nette Briten in meinem Alter getroffen und es hat einfach was, mit allen zusammen oben auf dem Berg in der Gaststube zu sitzen. Man trifft sich übrigens auch immer wieder, die meisten laufen eine ähnliche Runde. 




Der Sonnenuntergang war hier etwas vollkommen anderes, aber definitiv einen Blick wert, findet ihr nicht? 
Und dann ging es für mich auch um neun schon mit Handschuhen ins Bett, Höhenluft macht schließlich müde. :'D



Tag 2

Die Etappe am zweiten Tag war vergleichsweise klein. Nach einem ordentlichen Frühstück und mit gepackten Rucksäcken ging es morgens in einer Arschkälte wieder los (mal wieder mit Handschuhen und Mütze), vorbei an der Senneshütte und vielen Kühen. Insgesamt ging es 740 Höhenmeter hoch und 1000 runter, vergleichsweise entspannt. :'D

Senneshütte

Dann ging es lange lange lange einfach in Serpentinen herunter, nicht mein favorisierter Weg, aber was muss das muss, nicht wahr? Nachdem wir dann am tiefsten Punkt, bei der Pederü-Hütte angekommen waren, ging es auch endlich wieder hoch und Janni war wieder glücklich. (:


Kurz vor unserem Ziel, der Faneshütte, habe ich noch Freundschaft mit einer Kuh geschlossen. Ich meine, die war echt knuffig, immer wenn ich aufgehört hab, sie zwischen den Ohren zu kraulen, hat sie mich angestupst. Irgendwie war sie süß. Ich mag Kühe einfach. :D



Zur Faneshütte (2060m) selbst muss ich sagen, dass eine warme Dusche und gutes Essen zwar gant nett sind, sie mich aber eher an ein Skihotel erinnert hat, als an eine urige Hütte (die ich ja so liebe). Auch wenn weiche Betten ohne Hüttenschlafsack auch echt nicht schlecht sind. 

 




Tag 3
Der dritte Tag begann mit einem ausgesprochen guten Frühstück. Chiasamen und Gojibeeren hatte ich zwar nicht erwartet, genießen tue ich sie aber trotzdem. 
Der Tag begann ruhig, vorbei an einem Astronauten (Kunst), einem Eselfohlen (sehr zu meiner Begeisterung), verfressenen Ziegen und langen Wegen durch die "Mondlandschaft". Anfangs konnte kaum jemand glauben, dass wir heute knapp 10km laufen würden, inklusive 1150 Höhenmeter nach oben. 




Gut, als wir dann nach langen, sanften Anstiegen, den Anstieg zur Scharte erreichten, konnten wir es auf einmal doch glauben. 
Es galt nun fast 450 steile Höhenmeter zu erklimmen, was aber definitiv mit einem genialen Panorama belohnt wurde. Ich habe viele Panoramas zusammengefügt, leider kann mein Blog aber nicht mit deren Seitenverhältnissen umgehen und ich kann sie euch hier nicht zeigen, schade.
Als man endlich oben war, ging's auch wieder bergab, eine ganze Menge durch eine steile Scharte. Hierzu muss man sagen, dass die Wege super angelegt waren und mega aufwendig "befestigt", sodass sie nicht abrutschen, aber ich denke, das werdet ihr auf den Bildern selbst sehen. Durch so eine steile Scharte zu wandern ist aber echt ein Erlebnis. 








(Auf den Bildern wirkt es leider nie so, wie in echt.)
Unten am See haben wir dann gegessen und dann kam der Endspurt, ab zur Scotonihütte (2080m) (mein insgeheimer Liebling). Hier hatten wir einen riesiges Zimmer, eine eigene Terrasse und ein eigenes Bad. Es gab aber auch nur ein Zimmer, was dieses Luxus hatte, und das waren wir, weil wir die ersten waren, jippie.
Außerdem gab es da oben Alpakas. Also war ich schonmal glücklich.
Abgesehen davon, dass die Hütte von innen ein Traum war, überall Holz und Naturstein, super gemütlich, toll eingerichtet, war das Team einfach supi. Nett, familiär, und eine tolle Küche (und Salat aus eigenem Anbau.) Ich habe glaube ich selten in meinem Leben so gut gegessen (und nie einen angezündeten Kaiserschmarrn gesehen - oh mein Gott der war so gut *-*). Hier würde ich definitiv immer immer wieder hingehen. 






Tag 4
Am Tag 4 hatten wir 11km vor uns, ungefähr 800 Höhenmeter und ein wunderbares Panorama. Nach einem 20-minütigen Anstieg gleich am Anfang - wunderbar zum wach werden - ging es die ganze Zeit bergan, vorbei an Bauten aus dem ersten Weltkrieg und einem kaum übertreffbaren Panorama. (Hier fehlen wieder die Panorama-Bilder ._.).





Dann kam der etwas unliebsamere Part, der abstieg zum Pass. Wenn man drei Tage dort oben war, kommt einem der Straßenlärm auf einmal so viel lauter vor, das ist echt krass.
Und danach ging es natürlich wieder hoch, am Ende wurde noch ein wenig geklettert, damit man auch ja nicht zu wenig ins Schwitzen kommt, und dann ging es weiter in schönem Panorama, aber ohne große Anstiege, zu unserer letzten Hütte.

 


Die Cinque Torri Hütte (2137m) liegt direkt am gleichnamigen, sehr bekannten Kletterfelsen (an dem, laut meiner Zählung an der Gedenkstätte leider schon 25 Kletterer verunglückt sind), und ist seeehr aufs Klettern ausgelegt. Als man das Zimmer betrat, kam man sich vor wie vor 100 Jahren, es lagen so mega geile Tagesdecken auf den Betten und irgendwie war das einfach geil. Es hatte definitiv etwas. 





(Immer mit dabei, natürlich)



Tag 5
Und der Abstieg konnte beginnen... Ich persönlich hasse Abstiege und am fünften Tag ging es 95% einfach nur bergab. Je tiefer man kam, desto unspektakulärer die Landschaft, desto mehr taten die Füße weh und desto schlechter wurde meine Laune. Irgendwann wollte ich einfach nur noch unten sein (wir sind übrigens nach San Vito di Cadore abgestiegen).  Nach knapp 16km, teils mir persönlich viel zu steil und rutschig, und einer sehr schlecht gelaunten Person in der Familie (wer kann das wohl gewesen sein...), waren wir dann endlich endlich da. Ich muss sagen, das war absolut nicht mein Tag, aber ich hasse einfach längere Abstiege. Das war dann auch nicht mehr der Dolomiten Höhenweg Nr. 1 und dementsprechend waren die Wege teilweise so gut wie gar nicht ausgebaut und gingen einfach quer über eine Wiese und durch den Wald. Aber nach 6 Stunden war es dann endlich geschafft und es ging ab zum Gardasee. 




Hüttentour beendet - fünf Tage voller neuer Eindrücke, unglaublichen Aussichten und sehr kalten Temperaturen gingen zu Ende. Sie waren definitiv die Mühe wert.